Bericht zur Kenia-Projektreise im Februar 2017
Herausgeber: Förderkreis Kenia e.V. Freudenstadt. Revidierte und gekürzte Internetversion. Erstveröffentlichung am 13.05.2017. Seite 3/5.
Tag 7 — Dienstag, 07.02.2017
Embu. Straßenkinderprojekt
Besuch bei der Gattin des verstorbenen Bischofs.
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Nach dem Frühstück begleiteten uns die Pfarrerin und der Pfarrer in die Stadt für kleinere Besorgungen. Schnell noch ein paar frische Mangos verdrückt und auf zu einer hier ansässigen Teefabrik. Hier ist eine der größten Teefabrikationen mit mehr als 280 Teebauern als Lieferanten der hochwertigen Hochlandteeblätter in der Region Kijanjokoma. Wir kauften einige Pfund dieses Qualitätsproduktes als Geschenk für unsere Daheimgebliebenen in Deutschland. Weiterfahrt entlang der Teeplantagen über holprige und ausgefahrene Spurrillen zu der Witwe des früheren Bischofs Njue, mit dem uns ebenfalls eine große Freundschaft verband. Wir wurden zu Tee und Gebäck ins Haus gebeten und nach Gesprächen mit ihr und dem Bruder des Bischofs wurde an der Grabstätte des 2010 Verstorbenen im Garten neben dem Haus gemeinsam unserem Freund gedacht. Zurück im St. Stephen's gab es mit der Pfarrerin und einer Sozialarbeiterin einen Empfang durch 43 Kinder im Alter von 8 bis 13 Jahren. Die Pfarrerin stellte uns die einzelnen Jahrgänge vor und berichtete von der Verwendung der jährlichen Unterstützung durch unseren Verein. Alle Kinder kamen von der Straße in diese Einrichtung und erhalten hier Bildung, Unterkunft, Mahlzeiten und, ganz wichtig, auch ein gutes soziales Umfeld. Die Kinder erfreuten uns durch Lieder und Erzählungen und erhielten von uns abschließend Kleidungsstücke und Mäppchen mit Schulutensilien sowie ein paar Süßigkeiten. Auch da gab es dankbare Blicke für uns. Nach reichlichen Gesprächen mit den Kindern und der Sozialarbeiterin wurden noch ein paar Gruppenbilder gemacht und dann mussten die Kinder zurück in ihre Unterkünfte zum Abendessen und um danach ihre Hausaufgaben zu machen. Auch wir aßen gemeinsam zu Abend ließen den Abend bei Gesprächen über das Erlebte enden.
Tag 8 — Mittwoch, 08.02.2017
Embu. Bischof Ireri, Ölmühle und Landwirtschaftliches Ausbildungszentrum
Kinder im Gemeinschaftsraum (Embu).
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Gruppenaufnahme.
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Besuch im Bischofsbüro (Diözese Embu).
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Kind freut sich über Geschenk.
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Kinder mit den mitgebrachten Stiften der Aktion "Stifte stiften".
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Heute Vormittag waren wir ins Faith-House (Haus des Glaubens) zum Bischof geladen. Es ist das Kirchenbüro der Anglikanischen Kirche der Diözese Embu. Bischof Ireri, ein Lehrer und Chairman, eine ehemalige Diakonin sowie der Kirchengemeinderatsvorsitzende hießen uns herzlich willkommen und bei Gesprächen wurde die Situation in der Diözese und deren Projekte besprochen. Alle dankten uns herzlich für unsere jährliche Unterstützung und die verbundene Freundschaft. Anschließend luden wir alle zum gemeinsamen Mittagessen in ein nahegelegenes Hotel ein, eine grüne Oase mit schönem Park.
Einige Kilometer von Embu entfernt besuchten wir anschließend auf Einladung des Chairmans ein von ihm initiiertes Projekt der ACK (Anglikanische Kirche in Kenia).
Hier befindet sich die Macumo-Station mit einer Primary School und einer angegliederten Secondary School, zusammen ca. 350 Schülerinnen und Schüler. Im September 2016 wurde auf der Station eine Ölmühle sowie ein Ausbildungszentrum für Landwirtschaft in Betrieb genommen. Augenscheinlich für uns liegt diese Anlage mitten im Nirgendwo, doch im nahen Umland befinden sich zahlreiche Ansiedlungen und kleine Shambas (Ackerland) von Kleinbauern, so dass die Schülerinnen und Schüler nur kurze Wege hierher zur Schule haben. Im Stationsgelände hat der Chairman mit seinen Mitarbeitern mehrere Sonnenblumenfelder angelegt. Die reifen Kerne der Sonnenblumen werden in der Ölmühle chinesischen Baumusters gemahlen und zu reinem Öl gepresst, alles biologisch ohne Zusätze. Die umliegenden Kleinbauern haben die Möglichkeit hier ihre Sonnenblumenkerne gegen ein geringes Entgelt mahlen zu lassen und verkaufen das Öl in Eigenregie oder aber sie verkaufen die Kerne an das Projekt. Eine Projektmitarbeiterin ist studierte Agrarwissenschaftlerin und unterrichtet hier Bauern in betriebswirtschaftlicher Landwirtschaft und Viehhaltung. Sie organisiert hier ebenfalls Traineeprogramme und regelmäßige Meetings für Kleinbauern, welche sich in einer landwirtschaftlichen Genossenschaft organisiert haben. Weiterhin werden Kurse für Bäuerinnen zu speziellen ökologischen Anbaumethoden und Produktvermarktung angeboten. Wie uns der Chairman erzählte, gibt es hier in der Region auch große Mangoplantagen. Bei Überproduktion wird ein Teil der Ernte zu Mangomilch verarbeitet, welche als Zusatzfutter in der Viehhaltung genutzt wird. Nach der Führung wurde uns noch Tee, frischer Mangosaft und gebackene Bananen gereicht und wir bedankten uns herzlich für die Präsentation dieses beeindruckenden Projektes. Auch unser Fahrer war vom Erfolg dieser Möglichkeiten der hier angebotenen Ausbildung und Produktionsverarbeitung überzeugt. Wir fuhren zurück zum Kinderheim und genossen an diesem letzten Abend nochmals die gemeinsame Mahlzeit.
Tag 9 — Donnerstag, 09.02.2017
Embu — Nairobi
Besichtigung einer Ölmühle.
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Sonnenblumenversuchsfeld.
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Gemüseanbau.
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Nach einer herzlichen Verabschiedung ging es wieder Richtung Nairobi. Zuerst vorbei an Reisfeldern soweit das Auge reicht, dann abgelöst von tausenden Mangobäumen und dann im Anschluss riesige Ananasplantagen eines hier tätigen Konzerns. Die Bewässerung dieser Anlagen erfolgt durch zahlreiche Kanäle, welche zwei große Flüsse anzapfen. Noch ein Wort zum Mango-Anbau: Durch die zweimalige Ernte im Jahr gibt es hier regelmäßig ein Überangebot. Dadurch sinkt der Verkaufspreis vor Ort im Straßenverkauf je Mango auf 2 Cent pro Stück. Mehrere Mango-Bauern organisieren sich inzwischen, mieten während der Erntezeit zusammen einen LKW, fahren die Mangos nach Nairobi und verkaufen ihre Ware an dortige Großhändler. Diese zahlen in den Städten bis zu 20 Cent pro Stück. Angeboten werden die Mangos auf den Märkten dann für ca. 30 Cent je Stück. So hätten die Bauern eine vernünftige Rendite und könnten u. a. ihre Kinder zur Schule schicken. Unterwegs legten wir im Blue Post Hotel in Thika eine Mittagsrast ein. Hier gönnten wir uns im Garten der Hotelanlage mit Blick auf den Chania-Wasserfall einen Kaffee, ein erfrischendes Bier und schmackhafte Samosas. In Nairobi angekommen musste eine Umleitung genommen werden, da der Staatspräsident auf Wahlkampftour unterwegs war und daher seine Fahrtrouten für andere Verkehrsteilnehmer großräumig gesperrt worden waren. Im KELC-Jugendzentrum angekommen nutzten wir die Zeit unser Gepäck nebst Geschenken für die Weiterreise an die Küste zu richten.
Tag 10 — Freitag, 10.02.2017
Nairobi. Nationalmuseum, Treffen mit einigen unterstützten Personen
Herzliche Verabschiedung.
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Museumsbesuch.
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Contergangeschädigter Familienvater und weitere unterstützte Person (Albino).
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Heute Vormittag standen Bildung und Kultur auf unserem Wunschprogramm. Unser Fahrer brachte uns durch das dichte Verkehrsgewühl zum Nationalmuseum. Hauptblickfang war Ahab, der größte jemals lebende Elefant in Kenia. Gestorben 1975 wurde das Skelett präpariert und hier im Foyer des Museums ausgestellt. Allein ein Stoßzahn von Ahab wiegt 67 kg. Das berühmteste Ausstellungsstück im Nationalmuseum ist jedoch der Schädel des ersten Hominiden, also dem ersten menschlichen Wesen. Gefunden wurde dieser Ende der 60er Jahre bei Ausgrabungen am Turkana See im Nord-Osten Kenias durch britische Forscher. Seither gilt Kenia als mögliche Wiege der Menschheit. Neben dem berühmten Ausstellungsstück gibt es im Museum eine überragende Ausstellung über das Leben der früheren Menschen in Ostafrika, ihre Traditionen und zahlreiche Dokumentationen über die Zeit der britischen Kolonialzeit.
Dem Schreiber persönlich hatten es die Vitrinen mit allen in Ostafrika vorkommenden Vögeln angetan. Angrenzend an das Nationalmuseum besichtigten wir noch eine Schlangenfarm. Alle in Ostafrika vorkommenden Schlangen, giftig und harmlos, sowie Geckos, Warane und Krokodile können hier besichtigt werden. Zur Ausstellung gehört auch eine Aquarienanlage mit den exotischen Fischen des Indischen Ozeans. Am späten Nachmittag zurück im KELC-Jugendzentrum wurden wir bereits von einem vom Verein zusammen mit seiner Familie unterstützten, wegen seiner Conterganschädigung behinderten Familienvater und einem ebenfalls unterstützten sehbehinderten Albino erwartet. Der Familienvater wurde ohne Arme und Beine geboren und seine Familie wird seit Vereinsgründung durch unseren Förderkreis finanziell unterstützt. Auch durch unsere Hilfe konnte er seine im letzten Jahr verendete Milchkuh ersetzen und ist sehr glücklich darüber. Eine seiner Töchter hatte, ebenfalls mit unserer Vereinsunterstützung, eine Schneiderausbildung absolviert und einige unserer Vereinsmitglieder hatten dafür Sorge getragen, daß hier eine gebrauchte mechanische Nähmaschine angeschafft werden konnte. So kann sie nun gegen Bezahlung Kleider nähen und zum Lebensunterhalt der Familie beitragen. Der Albino war mit heller Haut und einer starken Sehschwäche schon immer sozial benachteiligt. Auch er wird seit unserer Vereinsgründung unterstützt. Mit mehreren angeschafften Maschinen fertigt er schöne Lederwaren, wie Schlüsselanhänger und Untersetzer, an. So kann er, auch mit unserer Hilfe, für seinen Lebensunterhalt sorgen. Letztes Jahr brannte durch einen elektrischen Kurzschluss sein Haus bis auf die Grundmauern ab und er konnte sich gerade noch vor den Flammen retten. Lediglich eine Maschine hat das Feuer überstanden, aber er ist trotz allem glücklich, dass er lebt und konnte auch mit Unterstützung von Nachbarn und Freunden wieder auf die Beine kommen. Wir kauften ihm einige der selbstgefertigten Lederwaren ab, teils zum Eigengebrauch und andere als Geschenke für Zuhause. Beide bedankten sich herzlich für die lange Freundschaft und Unterstützung. Nach dem Abendessen im KELC kam eine frühere Hausmutter des KELC-Jugendzentrums mit ihrem Sohn vorbei. Der Projektkoordinator des Vereins kennt sie aus früherer Zeit. Auch ihr wurde Unterstützung durch unseren Verein zugesagt. Ihren Lebensunterhalt bestreitet sie, indem sie am Straßenrand mit einer kleinen mobilen Küche Essen für die Passanten zubereitet. Von diesen Einnahmen kann sie jedoch kaum leben und so haben sie und ihr Sohn sich sehr über die Kleidungsstücke und die Bezahlung des Schulgelds durch den Verein gefreut, ohne das ihr Sohn keine Möglichkeit auf Bildung hätte.
Tag 11 — Samstag, 11.02.2017
Nairobi — Ukunda — Erholung
Durch Schulgeldzahlung unterstützter Schüler.
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Früh aufstehen, kurzes Frühstück und schon waren wir wieder mit unserem Fahrer unterwegs, dieses Mal zum Wilson-Airport, neben dem Internationalen Flughafen der kleinere Flugplatz von Nairobi. Einchecken zum Flug nach Ukunda. Da hier nur 15 kg Gepäck pro Person frei war, musste durch die mitgenommenen Kleiderspenden und Schulutensilien, unser persönliches Gepäck war ja auch noch da, trotz energischer Verhandlung und dadurch erfolgreich eingeräumten Preisnachlass immer noch einige Kenia-Schillinge für das Übergepäck bezahlt werden. Eine kleine 36-sitzige Propellermaschine einer einheimischen Fluggesellschaft mit fröhlicher kenianischer Frauenpower als Pilotin und Co-Pilotin im Cockpit brachte uns in 50 Minuten an die Küste des Indischen Ozeans. In geringer Flughöhe erhielten wir einen Überblick über die unter uns dahinrauschende Landschaft. Braun und nochmals braun, alles trocken wie überall im Land. Wir überflogen zahlreiche, kaum Wasser führende Flüsse und erhielten einen tollen Blick auf den über den Wolken freiliegenden Gipfel des mit 5895 Metern höchsten Berges Afrikas, den zu Tanzania gehörenden Kilimanjaro. In Ukunda gelandet brachte uns ein Taxi die kurze Strecke zu unserem Erholungsquartier.
Tag 12 — Sonntag, 12.02.2017
Erholung in Ukunda
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