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Bericht zur Kenia-Projektreise im Februar 2017

Herausgeber: Förderkreis Kenia e.V. Freudenstadt. Revidierte und gekürzte Internetversion. Erstveröffentlichung am 13.05.2017. Seite 2/5.

Tag 5 — Sonntag, 05.02.2017

YMCA-Camp Naivasha-See, Hell's Gate Nationalpark und Geothermie
Unser Fahrzeug.
Unser Fahrzeug.
Afrikanischer Pirol (gelber Vogel links) und Gruppe aus drei Glanzstaren (bläuliches Gefieder).
Afrikanischer Pirol (gelber Vogel links) und Gruppe aus drei Glanzstaren (bläuliches Gefieder).
YMCA Camp.
YMCA Camp.
Lake Naivasha.
Lake Naivasha.
Zwei braune Ibise am See.
Zwei braune Ibise am See.
Pumpstation.
Pumpstation.
Olkaria Geothermal Station III.
Olkaria Geothermal Station III.
Der unterstützte Familienvater hatte uns auf der Fahrt zum YMCA-Camp am Vortag begleitet und uns den Weg gezeigt. Nach dem Frühstück, der Koch hat uns mit Eier, Würstchen und frischem Obst verwöhnt, musste er sich verabschieden, da er in seiner Funktion als Kirchengemeinderatsvorsitzender noch einen wichtigen Termin wahrnehmen musste. Unser Chauffeur fuhr ihn kurzerhand zu einer nahegelegenen Bushaltestelle, damit er auf dem schnellsten Weg Richtung Heimat konnte.
Bei Tageslicht eröffnete sich uns die herrliche Gartenland-schaft der Anlage. Von unseren Hütten aus konnte man bereits den Naivasha-See sehen, umgeben von den für diese Region bekannten Gewächshäusern für Rosenzucht. 80 Prozent der Rosen, welche man bei uns zuhause in den Discount-Läden 10 Stück für 1,99 Euro kaufen kann, werden hier in der Region angebaut. Schon hier im Garten entdeckten wir zahlreiche exotische Vögel wie Nashornvogel, Ibisse, welche mit ihren lauten Rufen für eine enorme Geräuschkulisse sorgten, grasende Nilgänse und perlmuttschimmernde Glanzstare. Im Gras, keine 100 Meter von unserer Unterkunft entfernt, sah man noch die Fußabdrücke der Nilpferde, welche wir in der Nacht gehört hatten. Gemeinsam mit den beiden Damen unternahmen wir einen ausgedehnten Spaziergang an den See und an dessen Ufer entlang. Dort empfing uns ein atemberaubender Blick über den See bis zu den gegenüberliegenden Bergen. Junge Männer gingen mit einem Wurfnetz in den See, der hier bis weit in die Mitte nur hüfthoch ist. Nach einigen Minuten erreichten wir eine Pumpstation. Auf eine Frage an den Wärter erklärte dieser, dass hier in großen Rohren das Wasser aus dem See angesaugt und über mehrere Kilometer lange Pipelines zu den Gewächshäusern zur Bewässerung transportiert wird. Reiher, Schwalben, bunt gefiederte Gänse und Enten waren in den Uferzonen zu entdecken und nach mehreren hundert Metern erreichten wir eine weitere Station mit Rohren. Hier wurde eine gelblich-dunkle Brühe in den See gepumpt, das verbrauchte Wasser aus den Gewächshäusern, sicherlich mit Pestiziden und Düngemittel angereichert. Wie lange es wohl dauert, bis dieser herrliche See so stark belastet ist bis er umkippt? Hauptsache billige Rosen für Europa! Nach dem Mittagessen fuhr uns der Fahrer zum nahegelegenen Hell's Gate. Auch dieses Gebiet zählt zu den Nationalparks in Kenia mit der Besonderheit, dass dieser auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad durchlaufen bzw. durchfahren werden kann. Hier gibt es nur wenige Großraubkatzen oder andere Tiere, welche dem Menschen gefährlich werden können. Das Hell's Gate ist ein riesiger, hunderttausende Jahre alter Vulkankrater mit einem Durchmesser von mehr als fünf Kilometern. Im Schritttempo befuhr der Fahrer die staubige Fahrpiste und wir entdeckten viele Zebras, Impalas, Büffelherden, Warzenschweinfamilien, Springböcke, größere Hyänenverbände mit zahlreichen Jungtieren und auch mehrere Sekretäre, hochbeinige Greifvögel, welche naturgemäß lieber am Boden schreiten und nach ihrer Lieblingsspeise, kleinen Schlangen, Ausschau halten. Wir fuhren quer durch das Hell's Gate bis zur großen Schlucht. Hier engagierten wir einen Führer, ein Student der IT-Branche, welcher sich hier etwas für sein Studium dazu verdient. Dieser stieg mit uns in die große Schlucht, in der nach stärken Regenfällen das Wasser wie in einem riesigen Kanal hindurchrauscht. Die vom Wasser geformten Wände glänzten wie mit Schleifpapier und Politur bearbeitet. Naher Donner kündigte ein Gewitter an und unser Führer verließ mit uns durch einen Notausstieg die Schlucht. Sollte es jetzt kräftig regnen, erzählte er uns, kommt nach spätestens 20 Minuten hier ein reisender Strom die Schlucht entlang geschossen. Unglaublich, aber eine Gedenktafel erinnert die Besucher, dass in dieser Schlucht immer wieder Menschen bei solchen Ereignissen ertrinken. Und dann lud das Gewitter plötzlich einen kräftigen Regenschauer direkt über unseren Köpfen ab. Schutz für eine halbe Stunde unter einem Vorsprung und dann, unser Führer voran, auf dem schnellsten Weg zurück zum Fahrzeug, wo uns unser Fahrer lachend empfing. Weiter ging die Fahrt durch den Ausgang vom Hell's Gate auf eine nahegelegene Hochfläche. Schon von weitem sah man weißen Rauch aus dem Boden aufsteigen. Schwefeldämpfe aus dem Reich der Tiefe — hier ist der Vulkanismus noch deutlich erlebbar (und riechen kann man ihn auch). Diese heißen Dämpfe werden hier mit drei Geothermie-Kraftwerken (Olkaria Geothermal Station I — III) genutzt um über Turbinen Strom zu erzeugen. Rohre durchziehen die Landschaft bis hinauf in die Berge und laut unserem Chauffeur wird über Fernleitungen der Großteil von Nairobi mit Strom aus diesen Kraftwerken versorgt. Beeindruckt treten wir die Rückfahrt ins YMCA-Camp am Naivasha-See an. Auch an diesem Abend wurden wir vom Koch mit traditioneller kenianischer Küche verwöhnt und wir begaben uns mit zahlreichen neuen Eindrücken zur Nachtruhe.

Tag 6 — Montag, 06.02.2017

Aberdares, Nyeri und Embu
Blick auf den Mount Kenya.
Blick auf den Mount Kenya.
Karuru-Wasserfall.
Karuru-Wasserfall.
Unser Fahrzeug in den Aberdares.
Unser Fahrzeug in den Aberdares.
Durch Schlucht im Hell's Gate National Park.
Durch Schlucht im Hell's Gate National Park.
Grasende Zebras im Hochland.
Grasende Zebras im Hochland.
Eingang zum St.Stephen's Children Home.
Eingang zum St.Stephen's Children's Home.
04:00 Uhr Aufstehen und das letzte Frühstück im Camp. Gepäck einladen und dann stand ein weiterer Höhepunkt dieser Reise an: Die Durchquerung des Aberdare Nationalparks.

Dafür mussten wir das Fahrzeug tauschen. Schon im Camp erreichte uns der Cousin unseres Fahrers mit seinem Toyota Landcruiser Allrad. Nur mit solch einem Fahrzeug war unser heutiger Trip zu bewältigen. Hinauf auf 3190 Meter Höhe zum Parkeingang "Mutubio West Gate". Auch dieser Park kostet Eintritt (Fahrzeug und Personen). Es erwartete uns eine Region, welche in Kenia einmalig ist — die letzten großen Wälder Kenias.

Wir fuhren fast konstant auf einer Höhe von 3500 Metern mit traumhaften Ausblicken und — für den Schreiber so das erste Mal — ein fantastischer Blick auf das Massiv des Mount Kenya, mit 5199 Metern Höhe der höchste Berg Kenias und nach dem Kilimanjaro das zweithöchste Bergmassiv Afrikas. Ein atemberaubender Anblick. Viele exotische Pflanzen und Vögel konnten wir sehen und genossen die einzigartige Beschaffenheit dieser Region. Riesenfarne so hoch wie bei uns Bäume, 60 Meter hohe Baumriesen mit Lianen behangen und Büscheln von Bartflechten, mit denen sie über Nacht die Feuchtigkeit aufnehmen. Steile Wege und Anhöhen musste der Landcruiser bewältigen und einmal war es so steil, dass es selbst dieses Fahrzeug nicht mehr schaffte. Also rückwärts wieder den ganzen Weg hinunter und außen herum. Nächster Höhepunkt: Der Karuru-Wasserfall. Wir ließen das Fahrzeug stehen und unternahmen durch das Unterholz einen kleinen Marsch. Schon von weitem konnte man das Rauschen des Wassers vernehmen. Zuerst ein kleiner, träge dahinfließender Bach, dann wurde das Wasser immer schneller und urplötzlich ergießt es sich über drei Kaskaden in fast 400 Meter Tiefe. Von einer kleinen Plattform aus konnten wir diesem Naturschauspiel zusehen. Auch der Cousin unseres Fahrers, der den Wasserfall auch zum ersten Mal sah, war begeistert.

Den gleichen Weg zurück zu Fußerreichten wir wieder unser Fahrzeug und fuhren bis zum Parkausgang "Ruhuruini Gate". Hier stand die Holzhütte eines Park-Rangers und wir fragten ihn nach einer Picknickmöglichkeit. Gerne überließ er uns den Platz und durch unseren mitgenommenen Gaskocher gab es bald eine gute Instant-Suppe mit Brot und frisch gebrühten Kaffee. Kurz nach dem Parkausgang erreichten wir die Stadt Nyeri und ein berühmtes Hotel. Hier residierten zu Zeiten der britischen Kolonialmacht so mancher berühmte Schriftsteller wie Hemingway, Großwildjäger und die High Society. Unser Fahrer war schon eingetroffen, er musste mit seinem Fahrzeug um die Aberdares herum fahren, und gemeinsam tranken wir im herrlich angelegten Park des Hotels einen Chai ("Chai" ist Suaheli für Tee). Wir verabschiedeten uns vom Cousin unseres Fahrers und bedankten uns mit einem großzügigen Trinkgeld für die sichere und erlebnisreiche Tour.

Nun wieder mit dem ursprünglichen Fahrer am Steuer ging es auf die für heute letzte Etappe nach Embu zum St. Stephen's Children's Home, einem Heim für Straßenkinder. Hier gab es ein großes Hallo bei unserer Ankunft, herzlich begrüßt durch die das Heim leitende Pfarrerin, die Frau des anglikanischen Bischofs Ireri. Auch ein anderer Pfarrer war da und er zeigte uns die Gästezimmer, damit wir uns erst einmal frisch machen konnten. Nach dem Abendessen wurde noch das anstehende Programm der nächsten Tage durchgesprochen und dann ging auch dieser erlebnisreiche und sehr lange Tag zu Ende.

Info: Das St. Stephen's Children's Home, welches wie ein Kinderdorf funktioniert und über einen Kindergarten, eine Schule, Unterkünfte für Buben und Mädchen, Sozialräume, eine Großküche sowie eine angegliederte Landwirtschaft verfügt, wird seit seiner Gründung vom Förderkreis Kenia Freudenstadt unterstützt. Dieses Kinderheim sowie ein in 2012 errichtetes kleines Krankenhaus unweit des Kinderheims stehen unter der Leitung und Verwaltung der Anglikanischen Kirche. 1995 wurde das Straßenkinderprojekt begonnen und beherbergt heute mehr als 210 Kinder, die ohne diese Einrichtung unter Umständen ein Leben in Kriminalität und Prostitution fristen müssten. Bis zu ihrer Pensionierung 2016 wurde das Kinderheim von einer Diakonin geleitet, Nachfolgerin wurde die Pfarrerin, die Ehefrau des Bischofs.

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