Bericht zur Kenia-Projektreise im Februar 2017
Herausgeber: Förderkreis Kenia e.V. Freudenstadt. Revidierte und gekürzte Internetversion. Erstveröffentlichung am 13.05.2017. Seite 1/5.
WIE IN DEN vergangenen Jahren beschränkt sich die Auswahl der im Folgenden wiedergebenen Projekte bzw. Personen aus Datenschutzgründen auf Fälle, in denen die Wiedergabe mit der Privatsphäre der abgebildeten Personen vereinbar ist. Um dies sicherzustellen wurden in der vorliegenden Internetversion des Berichts darüber hinaus die Namen der meisten Personen entfernt bzw. durch Umschreibung derselben unkenntlich gemacht.
Tag 1 — Mittwoch, 01.02.2017
Anreise Nairobi
Stadtbild Nairobi.
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TREFFPUNKT morgens in Stuttgart am Terminal. Jeder unserer Reiseteilnehmer hatte zwei große Koffer dabei, je ein Koffer gepackt mit Kleidungsstücken und Schulmaterial (über die Initiative "Stifte stiften") zur Verteilung vor Ort. Mit der SWISS flogen wir zunächst mit einer kleinen Turboprop-Maschine nach Zürich und von dort mit dem Hauptflug auf direktem Wege nach Nairobi. Es war ein angenehmer Flug und pünktlich um 19:30 Uhr Ortszeit landeten wir auf dem Jomo Kenyatta International Airport der aktuell 3.4 Millionen Einwohner (offizielle Zahl) zählenden Hauptstadt Kenias. Nach dem Erhalt der Visa erwartete uns bereits unser Fahrer mit seinem 9-Sitzer Toyota-Bus. Nach einer herzlichen Begrüßung, die meisten kannten ihn bereits vom letzten Jahr, brachte er uns in den Ortsteil Jerusalem zum Jugendzentrum der KELC (Kenya Evangelical Lutheran Church). Bereits von der zuständigen Kraft erwartet, welche hier die Gäste betreut und für Zimmer und Küche zuständig ist, gab es nach der Begrüßung und dem Zimmerbezug noch etwas Obst und Getränke.
Tag 2 — Donnerstag, 02.02.2017
Nairobi. KELC — Bischof Kahuthu — Medizinstudentin, Kath. Pfarrer und Oberin der in Kenia, Tansania und Uganda eingesetzten Ordensschwestern.
Besuch bei Bischof Kahuthu.
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Treffen mit Medizinstudentin und katholischer Schwester.
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Nach dem Frühstück trafen wir uns mit Bischof Zachariah Kahuthu in dessen Büro. Er berichtete über die aktuelle Lage vor Ort sowie die Verwendung der Schulgelder, mit denen unser Förderkreis derzeit ca. 150 bedürftige Schülerinnen und Schüler im Organisationsbereich der KELC unterstützt. Nach Erhalt einer schriftlichen Aufstellung unserer Schulgeldzahlung und deren Empfänger berichtete Bischof Kahuthu uns über ein neues Projekt, welches 2019 starten soll. Es geht um eine stationäre Einrichtung für Waisenkinder und Bau einer Werkstatt für Möbelherstellung im Ort Voi. Über die Planungsfortschritte soll unser Verein informiert werden. Zum Mittagessen waren wir mit der von unserem Verein unterstützten Medizinstudentin und einem katholischen Pfarrer im YMCA in Nairobi verabredet. Auch hier hatten wir denselben Chauffeur. Die Medizinstudentin an der Staatlichen Universität Nairobi will nach ihrem Abschluss in der kleinen Klinik bei den Ordensschwestern in Baharini als Ärztin arbeiten. Zur Info: Sie besuchte in Baharini das Mädcheninternat der von uns ebenfalls unterstützten Ordensschwestern und schloss mit einem hervorragenden Zeugnis der Hochschulreife ab (analog zu unserem Abitur). Die damalige Direktorin der Schule hatte bereits im Frühjahr 2012 bei unserem Verein für eine Studienunterstützung für sie angefragt, da ihre Eltern wirtschaftlich nicht in der Lage sind, das Studium zu finanzieren. Daher hatte sich unser Verein zusammen mit privaten Sponsoren dazu entschlossen, sie bei ihrem Vorhaben zu unterstützen.
Den katholischen Pfarrer kennen der Projektkoordinator und der Vorsitzende des Vereins bereits aus seiner Zeit als Pfarrer der katholischen Missionsstation in Wema. Er arbeitet derzeit als Lehrer und Ausbilder im Seminar für Theologie und Philologie in Zusammenarbeit mit der katholischen Universität in Nairobi-Karen. Die Medizinstudentin und der Pfarrer erhielten noch ein persönliches Geschenk. In Begleitung der Studentin fuhren wir nach dem Essen in den Ortsteil Nairobi-Langata zum Mutterhaus der Töchter des Heiligen Herzens. Hier ist die Mutter Oberin die Leiterin aller Schwestern des Ordens in Ostafrika und teilt diesen ihre Einsätze in Kenia, Tanzania und Uganda zu. Da wir die Oberin schon seit vielen Jahren kennen, war auch hier die Begrüßung von einer besonderen Herzlichkeit geprägt. Auch bei den weiteren Schwestern hier gab es zahlreiche bekannte Gesichter aus früheren Besuchen. Nach einer kurzen Besichtigung der Anlage mit Haupthaus, Landwirtschaft, Obst- und Gemüseanbau sowie dem Wohn- und Ausbildungshaus für die Novizinnen wurde gemeinsam Kaffee getrunken. Anschließend brachte uns unser Fahrer wieder zurück ins KELC, wo wir zu Abend aßen.
Tag 3 — Freitag, 03.02.2017
Nairobi. Citytour
Nach dem Frühstück erwartete uns bereits unser Fahrer zu einer Stadttour durch Nairobi. Vorbei an den Elendsvierteln am Stadtrand von Nairobi, es leben hier geschätzte 1.4 Millionen Menschen ohne Strom, Wasser und Kanalisation in erbärmlichen Wellblechhütten unter größtenteils menschenunwürdigen Bedingungen, erreichten wir das Stadtzentrum. Unser Fahrer führte uns zu Fuß durch das Banken- und Regierungsviertel und wir besuchten die große Markthalle. Wir kannten diese durch frühere Besuche mit zahlreichen Fleisch-, Fisch-, Obst- und Gemüseständen, von denen jedoch nun nicht mehr viele übrig waren. Grund hierfür war der enorme Ernte- und Produktionsausfall durch die anhaltende Trockenheit im Land sowie die stark rückläufige Zahl der Touristen, welche in früheren Zeiten die Markthalle zahlreich besuchten. Am Nachmittag zurück im KELC mussten noch die mitgebrachten Kleiderspenden und Schulutensilien für die jeweiligen Empfänger in den kommenden Tagen gerichtet werden.
Aufenthalt in Nairobi.
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Besuch in der Markthalle.
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Tag 4 — Samstag, 04.02.2017
Unterstützte Familie im Hochland, Nakuru-See und Naivasha-See
Besuch bei unterstützter Familie in Nakuru.
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Nach dem Frühstück um 05:00 Uhr holte uns unser Fahrer um 05:45 Uhr wieder ab zu einer langen Tagestour. Über den neuen Nairobi-Bypass ging es zügig Richtung Nakuru, oft begleitet von den Schienen der berühmten Ugandabahn, welche von Mombasa über Nairobi bis nach Kisumu am Victoriasee führen. Steil ging es hinunter in den afrikanischen Grabenbruch mit seinen zahlreichen erloschenen Vulkanen.
Beim Picknick unterwegs.
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Nashorn.
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Mutter und Töchter.
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Vögel am Naivasha-See.
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Wildlebende Büffel.
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Antilope.
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Am frühen Nachmittag erreichten wir die Stadt Nakuru am gleichnamigen See. Hier versorgten wir uns noch mit Essgeschirr und ausreichend Trinkwasser. Am Haupteingang zum Lake Nakuru Nationalpark hatten wir uns mit zwei vom Verein unterstützten Personen verabredet und auch hier war die Begrüßung sehr herzlich.
Mit dem unterstützten Familienvater verbindet der Projektkoordinator des Förderkreises seit 1970 eine Freundschaft und die Familie wird von unserem Verein seit Gründung 1992 mit Schulgeld unterstützt. Der zweite Unterstützte erhielt durch unseren Verein eine Prothese mit medizinscher Nachsorge, nachdem er bei einem Anschlag 2015 in Nairobi seinen rechten Unterschenkel verlor. Durch diese feige Tat musste er sein ursprüngliches Ziel eines Medizinstudiums aufgeben und studiert nun seit einem Jahr an einer Universität in Nakuru erfolgreich Krankenhausverwaltung. Trotz allem ist er ein fröhlicher junger Mann mit Zukunftsplänen und eine tolle Freundin hat er nun auch seit kurzem. Gemeinsam fuhren wir nun durch den Nationalpark entlang dem Nakuru See mit seiner herrlichen Tier- und Pflanzenwelt. Affenherden auf und neben dem schmalen Fahrweg, in allen Farben schillernde Vögel und natürlich die Pelikane und Flamingos, für die diese Region berühmt ist. Unser Fahrer machte uns immer wieder auf Besonderheiten aufmerksam und auch er genoss diese Fahrt sichtlich. Höhepunkte unserer 3-stündigen Fahrt waren u.a. ein Breitmaulnashorn, ein Leopard an seiner Beute, ein junges Löwenmännchen an einer frisch geschlagenen Gazelle, viele Impalas, Büffel, Zebras und eine große Gruppe von Eisvögeln. Auch zahlreiche Weißstörche zählten dazu, welche die Winterzeit in Europa hier verbringen. Außerhalb des Parks setzten wir unseren unterstützten beinamputierten Studenten, den wir an der Küste später wiedersehen sollten, ab und fuhren weiter zum Haus des unterstützten Familienvaters. Hier wurden wir von 39 Personen herzlich mit einem traditionellen Tanz empfangen, alle waren gekommen: Familienangehörige, Freunde und Nachbarn. Zum Essen wurde überreich aufgetischt, erzählt, gelacht und in die Arme genommen. Der Familienvater nahm von uns das jährliche Schulgeld in Empfang und dann wurden wir nach draußen geleitet. Hier waren alle versammelt und jeder stellte sich und seine Familie vor. Jedes Kind erhielt Kleidungsstücke und für die Schule von uns fertig vorbereitete und gefüllte Schulmäppchen mit Stiften, Lineal, Radiergummi und Spitzer. Groß war die Freude über die Geschenke. Die Zeit verging viel zu schnell.
Gerne wären wir noch bei diesen herzlichen Menschen geblieben aber wir mussten noch unser nächstes Übernachtungsziel am Naivasha See erreichen. Spät abends um 22:00 Uhr, wir hatten viel Stau auf der Straße durch kreuz und quer fahrende Autos, LKW und die berüchtigten Matatu (Kleinbusse), kamen wir ziemlich erschöpft am YMCA-Camp an. Trotz unserer erheblichen Verspätung wurden wir vom Leiter des Camps und seinem Koch herzlich willkommen geheißen und es war uns zum Abendessen Fleisch vom Grill zubereitet worden, welches uns trotz mehrmaligem Aufwärmen immer noch schmeckte. Dann bezogen wir unsere zugeteilten Rundhütten, einfach ausgestattet mit Bett, Waschbecken, Dusche und WC, aber richtig urig und heimelig. Müde, aber sehr zufrieden, gingen wir ins Bett und konnten aus der Ferne die Nilpferde hören, welche nachts vom nahen See zum Grasen an Land kamen.
Lake Naivasha.
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Unterstützter Student mit Beinprothese.
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